Die britische Regierung bestellte am Mittwoch eine hochrangige EU-Vertreterin ins Außenministerium ein, nachdem EU-Ratspräsident Charles Michel am Vortag Großbritannien vorgehalten hatte, Exporte eines Vakzins unterbunden zu haben. Premierminister Boris Johnson schaltete sich in den Disput ein und "korrigierte" nach eigenen Worten im Unterhaus die Darstellung Michels. Michel hatte erklärt, es gebe verschiedene Wege, um Exporte zu stoppen. Er stützte sich dabei auf Angaben von EU-Vertretern, die demnach vom schwedisch-britischen Konzern AstraZeneca darüber informiert worden waren, das Großbritannien durch eine "Vereinigtes Königreich zuerst"-Klausel in den Abnahmeverträgen die Ausfuhren verhindert. AstraZeneca ist das einzige Unternehmen, das Impfstoffe auch in Großbritannien herstellt. Die EU hatte sich wiederholt beschwert, der Konzern halte seine Lieferzusagen nicht ein.Umgekehrt warfen die Briten der EU einen "Impfnationalismus" vor, als die EU-Spitze sich vergangene Woche hinter eine Entscheidung Italiens stellte, den Export von Impfstoffen nach Australien zu stoppen. (Reuters)